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30.04.2024

Kleinigkeiten sind am Ende das Größte

Über 40 Fachkräfte und Ehrenamtliche informieren sich in Rummelsberg zum Thema Palliative Versorgung

Schwarzenbruck – Was gehört alles zur Palliativen Versorgung? Wer hat ab wann einen Anspruch auf die Betreuung? Und wie kann ich einem Menschen am Ende seines Wegs auf Augenhöhe begegnen? Diesen Fragen widmeten sich über 40 Fachkräfte und Ehrenamtliche aus verschiedenen Einrichtungen aus ganz Bayern. Einmal im Jahr lädt die Fachstelle für Hospizarbeit Rummelsberg mit der Diakonischen Akademie zum Fachtag Palliative Care ein.

In der palliativen Versorgung geht es nicht mehr darum, dem*der Betroffenen zu helfen. Es gehe vielmehr darum, den Betroffenen das zu geben, was ihnen Erleichterung verschafft. Dazu gehören Medikamente gegen Schmerzen, aber auch kleine Gesten. Das Lieblingsessen, die optimale Schlafposition oder die richtige Musik können am Ende Trost spenden.

„Im Köfferchen haben wir nur Fragen, keine Antworten“

Doch auch Angst und Hilflosigkeit gehören zum letzten Weg, weiß Martin Alsheimer. Er ist Experte für Palliative Versorgung und Leiter der Hospiz Akademie der GGSD Nürnberg. „Sie werden die Trauer und Verzweiflung nicht auflösen können“, sagt er. Manchmal ist Trauer der einzige Trost, der am Ende bleibt.

Wer einen sterbenden Menschen begleitet, müsse keine Antworten liefern. Es gebe keine Lösung, keine Heilung. Stattdessen stecke in den richtigen Fragen die Kraft, sagt Alsheimer. Er ermutigt Pflegekräfte und Betreuer*innen dem Betroffenen Fragen zu stellen, um Hinweise darauf zu bekommen, wie ihm oder ihr die Situation etwas angenehmer gemacht werden kann. In welcher Situation sind die Ängste und Sorgen am größten? Was hat dem*der Betroffenen früher Kraft und Halt gegeben? Welches Szenario wäre schlimm für die Betroffenen? Über die Antworten komme man dem, womit man dem Betroffenen dienen kann, Stück für Stück näher.

Doch manchmal bleibt den Betroffenen nichts als Verzweiflung. Das geht den Betreuenden oftmals sehr nah. Zum einen sagt Alsheimer: „Ihre Hilflosigkeit ist die Anerkennung für das Leid des Anderen.“ Alleine die Akzeptanz des Leids helfe vielen Betroffenen.

Keine überhöhten Helfer-Erwartungen

Besonders belastend können diese Situationen im hektischen Alltag einer Klinik oder Pflegeeinrichtung sein. Er vergleicht die Situation der Betreuenden mit einem stürmischen, regnerischen Tag. „Ich trage einen Regenmantel und bin nicht durchnässt, aber ich kann die Kälte und den prasselnden Regen trotzdem spüren“. Das zehrt an den Kräften.

Kraftschenkende Sätze und kleine Rituale helfen Pflegefachkräften dabei, wieder Abstand von den Schicksalen der Patient*innen zu gewinnen. Zum Beispiel ein kleiner Stein in der Hosentasche, der für all die Emotionen am Arbeitsplatz steht. Wird er am Ende des Arbeitstages abgelegt, bleiben auch die Gefühle dort. Ein wichtiger Tipp des Experten: „Behalten Sie sich immer selbst im Blick“, sagt Alsheimer eindrücklich in die Runde.


Von:

Referent Martin Alsheimer ist Experte für Palliative Care und spricht dazu am Fachtag in Rummelsberg. Foto: Lisa Vogel